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Büttner, der Amerikaner

Zu einem Vortrag über Johann Carl Büttner hatten die Senftenberger Heimatfreunde am 5. September 2019 in den kleinen Saal der Wendischen Kirche eingeladen. Historiker und Vereinsmitglied Michael Peter Schadow referierte über das bewegte Leben des ursprünglich aus Lauta-Dorf stammenden Senftenberger Chirurgen, der später unter dem Beinamen "der Amerikaner" bekannt wurde.

 

Nachdem Büttners Walz (die Chirurgie war damals ein klassisches Handwerk) ihn zunächst in verschiedene Städte Südosteuropas führte, wurde er, in dem Glauben eine Schiffsreise nach Indien zu unternehmen, von Menschenhändlern nach Nordamerika verschleppt und dort an einen "Master" verkauft, dem er zu dienen hatte. Mit dem Ziel seine Freiheit wiederzuerlangen, heuerte er als Söldner zunächst für die Nordamerikaner im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg an, um dann die Seiten zu wechseln. Auf britischer Seite kämpfte er im "Regiment Knyphausen" aus Hessen-Kassel. Es folgt eine lebensgefährliche und entbehrungsreiche Zeit, zu deren Ende hin er in einem Lazarett seine Kentnisse als Chirurg in Philadelphia vertiefen kann. Von hier aus gelingt es Büttner endlich seine lang ersehnte Heimreise anzutreten.

 

In die Heimat zurückgekehrt lässt er sich als Amtschirurg in Senftenberg nieder, heiratet und schreibt nach vielen Jahren seine Erinnerungen in seiner Autobiografie "Büttner, der Amerikaner" nieder. Es handelt sich bei dem Werk um eine zeittypische Autobiografie, die fiktive, aber auch didaktische und mahnende Züge trägt. Aus wissenschaftlicher Sicht interessant ist die wohl unbewusste, nicht scharfe Trennung von Fakt und Fiktion, die Einblicke über das menschliche Erinnerungsvermögen liefert und Fragen zur Genauigkeit und Glaubwürdigkeit solcher autobiografischer Quellen aufwirft.

 

(MM)